4 min read •

Medizintechnik: Heilung durch Innovation

Am 20. November eröffnet in Düsseldorf die Medica. Die Branche steht angesichts drastischer Herausforderungen am Scheideweg: das Wachstum speziell in den entwickelten Ländern lässt nach, die regulativen Anforderungen werden verschärft und die Unternehmen müssen den Anschluss an das digitale Zeitalter im Gesundheitswesen finden. Im Rahmen der Medica hat die internationale Strategieberatung Arthur D. Little die drei wichtigsten Zukunftsthemen der Branche zusammengefasst.

1.    Das Wachstum verlangsamt sich

Kernaussage: In den reifen Märkten steigen die Anforderungen an Innovationsgrad und Evidenz und die Schwellenländer haben besondere Anforderungen an die Produkte und deren Finanzierbarkeit
Aktuelle Situation:

  • Das weltweite historische Wachstum von 7% p.a. hat sich auf 4% p.a. verlangsamt und wird in den nächsten Jahren auf diesem Level verbleiben
  • In Deutschland wächst der Markt in 2013 voraussichtlich nur noch um 2,6%, nach ca. 5% in den vergangenen Jahren

Handlungsdruck:

  • Risiko1: Die Krankenversicherungen in Deutschland schränken Ihre Leistungen für Innovationen in der Medizintechnologie weiter ein oder stellen Sie unter einen Vorbehalt weiterer Nutzenprüfungen mit anschließenden Preisverhandlungen analog der Arzneimittel.
  • Risiko2: Das Wachstum in Deutschland schränkt sich weiter ein, und in den Schwellenländern sind vorwiegend einfachere Produkte zu günstigeren Preisen gefragt

Lösungen:

  • Hersteller von Medizintechnik müssen sich Evidenz für Ihre Innovationen schaffen und diese mit den Krankenversicherungen teilen um diese vom Vorteil gegenüber einer Standardtherapie zu überzeugen
  • Neben den Krankenversicherungen muss der Patient und Konsument in den Vordergrund gerückt werden
  • Das Portfolio muss auf seine Eignung für die Anforderungen von Schwellenländern überprüft werden und es müssen besondere Produkte und Finanzierungsmodelle für diese angeboten werden

2.    Die regulative Anforderungen werden erhöht  

Kernaussage: von Seiten der Krankenkassen werden verschärfte Zulassungsanforderungen gefordert, die Zulassungsbehörden in den USA und der EU erhöhen die Anforderungen schrittweise
Aktuelle Situation:

  • Die Krankenkassen in Deutschland positionieren sich klar zu Gunsten einer deutlichen Verschärfung der Anforderungen hin zu einem Nachweis der Wirksamkeit, Unbedenklichkeit und Qualität ähnlich der Zulassungsbedingungen für Arzneimittel

Handlungsdruck:

  • Die Entwicklungszyklen der Medizintechnologie sind auf diese Anforderungen nicht ausgelegt
  • Eine Verschärfung zwingt die Industrie zur Durchführung von aufwendigen klinischen Studien, die einen höheren zeitlichen und finanziellen Aufwand bei der Produktentwicklung zur Folge haben

Lösung:

  • Die Industrie muss versuchen, an der Ausgestaltung der Anforderungen teilzuhaben um eine ausreichende Differenzierung der Vorschriften zu erwirken, zum Beispiel in Bezug auf die unterschiedlichen Klassen von Medizinprodukten
  • Die Unternehmen müssen Ihre Produktentwicklungsprozesse anpassen, um den neuen Anforderungen Rechnung zu tragen. Z.B. wird ab einem bestimmten Zeitpunkt die Abkehr von der inkrementellen marktnahen Entwicklung hin zu einer Innovation in größeren Stufen notwendig sein
  • Das Geschäftsmodell für die Medizintechnologie muss angepasst werden, um den Veränderungen Rechnung zu tragen

3.    Die digitale Vernetzung schreitet voran

Hypothese/ Kernaussage: Nach ADL-Erkenntnissen setzt sich in der Industrie die Überzeugung durch, dass Digital Health bis 2020 neue Geschäftszweige für die Pharmaindustrie begründet und darüber hinaus eine fundamentale Rolle bei der Schaffung von Wettbewerbsvorteilen besitzen wird. Für die Medizintechnologie sollte das ggf. noch viel stärker der Fall sein, da die Daten-Vernetzung bei Diagnostika, bildgebenden Verfahren und zahlreichen anderen Produktgruppen zu völlig neuen Produkt- und Lösungsangeboten führt.
Aktuelle Situation:

  • Viele Unternehmen verhalten sich erkennbar zurückhaltend gegenüber den neuen digitalen Technologien und Vernetzungsmöglichkeiten. Ursache dafür ist u.a. die jahrzehntelange Diskussion um Telemedizin, die zu sehr geringen sichtbaren Ergebnissen geführt hat
  • Die mobilen Technologien funktionieren seit einigen Jahren als Katalysator für gesundheitsbezogene Anwendungen, die sowohl von Endkunden aber zunehmend auch von Geschäftskunden angenommen werden.
  • Daraus ist eine Dynamik entstanden, die zu einer innovationsreichen Startup-Szene geführt hat, die zahlreiche gesundheitsbezogene Anwendungen vorantreibt und größeren Unternehmen wie Finanzinvestoren anbietet.
  • Einige große Unternehmen wie J&J haben den Trend bereits internalisiert und in ihrer Strategie integriert. Quereinsteiger wie Samsung werden aufgrund ihrer besonders geeigneten technologischen Gesamtkompetenz als kommende starke Spieler angesehen.

Handlungsdruck:

  • Die Hersteller können es sich nicht länger leisten, der Entwicklung zuzuschauen
  • Sie müssen Ihre Produkte vernetzbar gestalten und –noch besser – digitale Gesamtlösungen anbieten

Lösung:

  • Die Hersteller brauchen eine digitale Portfoliostrategie
  • Existierende Stärken und Kernkompetenzen müssen hierfür nutzbar gemacht werden
  • Strategische Partnerschaften müssen in Bereichen eingegangen werden, in denen man zusätzliche Kompetenzen benötigt

4 min read •

Medizintechnik: Heilung durch Innovation

Am 20. November eröffnet in Düsseldorf die Medica. Die Branche steht angesichts drastischer Herausforderungen am Scheideweg: das Wachstum speziell in den entwickelten Ländern lässt nach, die regulativen Anforderungen werden verschärft und die Unternehmen müssen den Anschluss an das digitale Zeitalter im Gesundheitswesen finden. Im Rahmen der Medica hat die internationale Strategieberatung Arthur D. Little die drei wichtigsten Zukunftsthemen der Branche zusammengefasst.

1.    Das Wachstum verlangsamt sich

Kernaussage: In den reifen Märkten steigen die Anforderungen an Innovationsgrad und Evidenz und die Schwellenländer haben besondere Anforderungen an die Produkte und deren Finanzierbarkeit
Aktuelle Situation:

  • Das weltweite historische Wachstum von 7% p.a. hat sich auf 4% p.a. verlangsamt und wird in den nächsten Jahren auf diesem Level verbleiben
  • In Deutschland wächst der Markt in 2013 voraussichtlich nur noch um 2,6%, nach ca. 5% in den vergangenen Jahren

Handlungsdruck:

  • Risiko1: Die Krankenversicherungen in Deutschland schränken Ihre Leistungen für Innovationen in der Medizintechnologie weiter ein oder stellen Sie unter einen Vorbehalt weiterer Nutzenprüfungen mit anschließenden Preisverhandlungen analog der Arzneimittel.
  • Risiko2: Das Wachstum in Deutschland schränkt sich weiter ein, und in den Schwellenländern sind vorwiegend einfachere Produkte zu günstigeren Preisen gefragt

Lösungen:

  • Hersteller von Medizintechnik müssen sich Evidenz für Ihre Innovationen schaffen und diese mit den Krankenversicherungen teilen um diese vom Vorteil gegenüber einer Standardtherapie zu überzeugen
  • Neben den Krankenversicherungen muss der Patient und Konsument in den Vordergrund gerückt werden
  • Das Portfolio muss auf seine Eignung für die Anforderungen von Schwellenländern überprüft werden und es müssen besondere Produkte und Finanzierungsmodelle für diese angeboten werden

2.    Die regulative Anforderungen werden erhöht  

Kernaussage: von Seiten der Krankenkassen werden verschärfte Zulassungsanforderungen gefordert, die Zulassungsbehörden in den USA und der EU erhöhen die Anforderungen schrittweise
Aktuelle Situation:

  • Die Krankenkassen in Deutschland positionieren sich klar zu Gunsten einer deutlichen Verschärfung der Anforderungen hin zu einem Nachweis der Wirksamkeit, Unbedenklichkeit und Qualität ähnlich der Zulassungsbedingungen für Arzneimittel

Handlungsdruck:

  • Die Entwicklungszyklen der Medizintechnologie sind auf diese Anforderungen nicht ausgelegt
  • Eine Verschärfung zwingt die Industrie zur Durchführung von aufwendigen klinischen Studien, die einen höheren zeitlichen und finanziellen Aufwand bei der Produktentwicklung zur Folge haben

Lösung:

  • Die Industrie muss versuchen, an der Ausgestaltung der Anforderungen teilzuhaben um eine ausreichende Differenzierung der Vorschriften zu erwirken, zum Beispiel in Bezug auf die unterschiedlichen Klassen von Medizinprodukten
  • Die Unternehmen müssen Ihre Produktentwicklungsprozesse anpassen, um den neuen Anforderungen Rechnung zu tragen. Z.B. wird ab einem bestimmten Zeitpunkt die Abkehr von der inkrementellen marktnahen Entwicklung hin zu einer Innovation in größeren Stufen notwendig sein
  • Das Geschäftsmodell für die Medizintechnologie muss angepasst werden, um den Veränderungen Rechnung zu tragen

3.    Die digitale Vernetzung schreitet voran

Hypothese/ Kernaussage: Nach ADL-Erkenntnissen setzt sich in der Industrie die Überzeugung durch, dass Digital Health bis 2020 neue Geschäftszweige für die Pharmaindustrie begründet und darüber hinaus eine fundamentale Rolle bei der Schaffung von Wettbewerbsvorteilen besitzen wird. Für die Medizintechnologie sollte das ggf. noch viel stärker der Fall sein, da die Daten-Vernetzung bei Diagnostika, bildgebenden Verfahren und zahlreichen anderen Produktgruppen zu völlig neuen Produkt- und Lösungsangeboten führt.
Aktuelle Situation:

  • Viele Unternehmen verhalten sich erkennbar zurückhaltend gegenüber den neuen digitalen Technologien und Vernetzungsmöglichkeiten. Ursache dafür ist u.a. die jahrzehntelange Diskussion um Telemedizin, die zu sehr geringen sichtbaren Ergebnissen geführt hat
  • Die mobilen Technologien funktionieren seit einigen Jahren als Katalysator für gesundheitsbezogene Anwendungen, die sowohl von Endkunden aber zunehmend auch von Geschäftskunden angenommen werden.
  • Daraus ist eine Dynamik entstanden, die zu einer innovationsreichen Startup-Szene geführt hat, die zahlreiche gesundheitsbezogene Anwendungen vorantreibt und größeren Unternehmen wie Finanzinvestoren anbietet.
  • Einige große Unternehmen wie J&J haben den Trend bereits internalisiert und in ihrer Strategie integriert. Quereinsteiger wie Samsung werden aufgrund ihrer besonders geeigneten technologischen Gesamtkompetenz als kommende starke Spieler angesehen.

Handlungsdruck:

  • Die Hersteller können es sich nicht länger leisten, der Entwicklung zuzuschauen
  • Sie müssen Ihre Produkte vernetzbar gestalten und –noch besser – digitale Gesamtlösungen anbieten

Lösung:

  • Die Hersteller brauchen eine digitale Portfoliostrategie
  • Existierende Stärken und Kernkompetenzen müssen hierfür nutzbar gemacht werden
  • Strategische Partnerschaften müssen in Bereichen eingegangen werden, in denen man zusätzliche Kompetenzen benötigt