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Automobilbranche: Hersteller müssen gegenlenken

Am 7. März eröffnet in Genf der 83. Automobilsalon. Die Branche steht angesichts drastischer Herausforderungen am Scheidewege: Die Kunden werden preissensibler, die CO2-Regulierungen nehmen beständig zu und die Anforderungen an die Qualität der Fahrzeuge wachsen. Im Rahmen des Automobilsalons hat die internationale Strategieberatung Arthur D. Little die fünf wichtigsten Zukunftsthemen der Branche zusammengefasst.

1. Kunden entscheiden nach „Total Cost of Mobility“ statt Listenpreis

Aktuelle Situation:

  • Hersteller entwickeln immer größere Fahrzeuge, die immer mehr Funktionen integrieren. Ergebnis sind höhere Kosten, mehr Gewicht, mehr Verbrauch, steigender Preis
  • Privatkunden haben heute weniger Budget für Mobilität und achten stärker auf Preis und Verbrauch. Sie kaufen kleinere und besser ausgestattet Modelle(downgrading) mit kleineren Motoren (downsizing), um Verbrauch/ Kraftstoffkosten zu reduzieren
  • Flottenkunden professionalisieren ihr Fuhrparkmanagement. Es wird - aufgrund reduzierter Budgets und Emissionsgrenzen - die ökonomische Effizienz höher als Prestige gewichtet

Handlungsdruck:

  • Risiko1: Privatkunde steigt aus Fahrzeugbesitz aus oder wechselt die Marke
  • Risiko2: Flottenkunden optimieren Fuhrpark und listen Modelle/ Marken mit hohen TCO aus

Lösung:

  • Hersteller müssen sich von der Listenpreisorientierung  verabschieden und stattdessen transparente Preismodelle für die verschiedenen neuen Kundentypen entwickeln
  • Hersteller müssen alle Kosten über den Haltezyklus (Total Cost of Mobility) für Kunden aussteuern und Angebote (Fahrzeuge, Haltermodelle und Dienstleistungen) entwickeln.

2. Vom Statussymbol zum Klotz am Bein: integrierte Mobilitätsmodelle statt Fahrzeugbesitz

Kernaussage: Immer mehr Kunden wählen integrierte Mobilität statt Fahrzeugbesitz
Aktuelle Situation:

  • Auto/ Mobilität steht in Wettbewerb mit Konsumgütern (Telco, Electronics, Mode, …)
  • Wunsch nach individueller Mobilität nimmt zu, die Bindungs- und Zahlungsbereitschaft ab
  • Auto entwickelt sich vom Statussymbol (unflexibel) zum Mobilitätsvehikel (flexibel)

Handlungsdruck:

  • Kunden sind nicht mehr auf das Auto festgelegt, Auto ist ein Glied in der Mobilitätskette
  • Aktuelles Angebot (z.B. Car Sharing) ist noch nicht ausreichend, zu „Auto-konzentriert“

Lösung:

  • Entwicklung eines disruptiven, integrierten Geschäftsmodells für intermodale Mobilität
  • Ergänzung des Fahrzeugangebots (4 wheel) durch neue Produkte (2/3 wheel, x wheel)
  • Entwicklung verkehrsträgerunabhängige Mobilitätsdienstleistungen, Service-Champion

3. Dicke Luft bei den Herstellern: Die Rückkehr der CO2-Herausforderung

Hypothese/ Kernaussage: Zu erwartende Absatzschwäche der E-Fahrzeuge und hoher SUV-Anteil erschweren die Erfüllung der CO2-Ziele bis 2020 (insbesondere für Premiumhersteller)
Aktuelle Situation:

  • Die hochgesteckten Absatzziele für E-Fahrzeuge können bis 2020 nicht erreicht werden
  • der steigende Absatzanteil hoch motorisierter SUVs erschwert den Herstellern die Erfüllung der CO2-Ziele bis 2020 - insbesondere bei den Premiumherstellern, z.B. Audi: von Q2 bis Q9

Handlungsdruck:

  • SUVs werden in 2020 einen Absatzanteil von 35-45% (ca. 3 Mio.) erreichen
  • dieser hohe SUV-Anteil am Modellmix der Hersteller wird zu höheren Flottenemissionen
  • Hersteller haben sich zur Zieleirreichung verpflichtet, aber diese Ziele werden nicht erreicht

Lösung:

  • Anpassung des länderspezifischen Modellmix, um nationale Ziele zu erreichen
  • Anpassung der Powertrain Strategie: durchgehende Hybridisierung des SUV-Segments
  • Erhöhung des Absatzanteils alternativer Kraftstoffe

4. Next Generation Quality Management

Hypothese/ Kernaussage: Qualitätsführerschaft wird durch Qualitätsmanager erzielt, die Verantwortung übernehmen. Die Rolle des Qualitätsmanagements ist im Wandel.
Aktuelle Situation:

  • Die Qualität und Ingenieursleistungen der Automobilindustrie überzeugen rund um den Globus. Aber auch die Konkurrenz schläft nicht. In vielen Ländern holen Hersteller in Punkto Qualität auf.
  • Der Einsatz neuer Technologien wie Leichtbau und neue Antriebe bergen Restrisiken. Auch zukünftig ist mit Fahrzeugrückrufen und hohen Gewährleistungsverpflichtungen zu rechnen.

Handlungsdruck:

  • Die Verantwortung und der Schwerpunkt der Qualitätsarbeit liegen oft noch im Produktions- und Entwicklungsressort. Mit dieser Struktur lässt sich ein gewisses Fehlerniveau nicht unterschreiten.
  • Unternehmen brauchen Prozesse, bei denen Fehler erst gar nicht entstehen können. Das stellt neue Herausforderungen an die Rolle des Qualitätsmanagements, das alle Stellhebel bewegt und präventive Maßnahmen umsetzt.

Lösung:

  • Umfassendes Qualitätsmanagement entlang der gesamten Wertschöpfungskette unter Einbeziehung der Zulieferprozesse und der Serviceprozesse vor Kunde
  • Entwicklung der Rolle Qualitätsmanagement von einer reinen Dienstleistungsfunktion hin zu einem Gestalter von Unternehmensprozessen, wie es bereits in anderen Bereichen wie IT oder Personalwesen vorgelebt wird

5. Online Sales in der Automobilindustrie

Hypothese/ Kernaussage: Automobilhersteller sind derzeit noch nicht auf das geänderte Kaufverhalten der Kunden eingestellt
Aktuelle Situation:

  • >1/3 der Verbraucher halt es für sehr wahrscheinlich, einen Neuwagen im Internet zu kaufen – in China sogar fast 90%
  • Für viele Menschen ist der Kauf eines neuen Fahrzeugs heute weniger ein emotionaler Akt als vielmehr eine rationale Entscheidung

Handlungsdruck:

  • Ein Großteil der Kunden erwartetet heute den Online-Neuwagenkauf
  • Das jüngere Kundensegment will neue Kauferlebnisse jenseits des traditionellen Besuchs beim Autohändler erfahren, aber auch verschiedene Möglichkeiten der Interaktion während des Verkaufsprozesses wählen
  • Premium OEMs wollen gerade das jüngere Kundensegment gezielt für die Umsetzung ihrer Wachstumsstrategien ansprechen

Lösung:

  • Aber: es macht nach unseren Erkenntnissen keinen Sinn, dass OEMs ihr gesamtes, frei konfigurierbares Produktportfolio online anbieten. Vielmehr eignen sich bereits produzierte, vorkonfigurierte Fahrzeuge
  • Das Thema Preisvorteil soll dabei aus der Perspektive der OEMs nicht im Vordergrund stehen, vielmehr sollte der Online-Kanal durch attraktive oder limitiert verfügbare Produkte die Begehrlichkeit des Kunden wecken
  • Die berechtigten Interessen des Händlernetzes müssen durch Integration in das System bereits bestehender Verkaufskanäle und –formate berücksichtigt werden

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Automobilbranche: Hersteller müssen gegenlenken

Am 7. März eröffnet in Genf der 83. Automobilsalon. Die Branche steht angesichts drastischer Herausforderungen am Scheidewege: Die Kunden werden preissensibler, die CO2-Regulierungen nehmen beständig zu und die Anforderungen an die Qualität der Fahrzeuge wachsen. Im Rahmen des Automobilsalons hat die internationale Strategieberatung Arthur D. Little die fünf wichtigsten Zukunftsthemen der Branche zusammengefasst.

1. Kunden entscheiden nach „Total Cost of Mobility“ statt Listenpreis

Aktuelle Situation:

  • Hersteller entwickeln immer größere Fahrzeuge, die immer mehr Funktionen integrieren. Ergebnis sind höhere Kosten, mehr Gewicht, mehr Verbrauch, steigender Preis
  • Privatkunden haben heute weniger Budget für Mobilität und achten stärker auf Preis und Verbrauch. Sie kaufen kleinere und besser ausgestattet Modelle(downgrading) mit kleineren Motoren (downsizing), um Verbrauch/ Kraftstoffkosten zu reduzieren
  • Flottenkunden professionalisieren ihr Fuhrparkmanagement. Es wird - aufgrund reduzierter Budgets und Emissionsgrenzen - die ökonomische Effizienz höher als Prestige gewichtet

Handlungsdruck:

  • Risiko1: Privatkunde steigt aus Fahrzeugbesitz aus oder wechselt die Marke
  • Risiko2: Flottenkunden optimieren Fuhrpark und listen Modelle/ Marken mit hohen TCO aus

Lösung:

  • Hersteller müssen sich von der Listenpreisorientierung  verabschieden und stattdessen transparente Preismodelle für die verschiedenen neuen Kundentypen entwickeln
  • Hersteller müssen alle Kosten über den Haltezyklus (Total Cost of Mobility) für Kunden aussteuern und Angebote (Fahrzeuge, Haltermodelle und Dienstleistungen) entwickeln.

2. Vom Statussymbol zum Klotz am Bein: integrierte Mobilitätsmodelle statt Fahrzeugbesitz

Kernaussage: Immer mehr Kunden wählen integrierte Mobilität statt Fahrzeugbesitz
Aktuelle Situation:

  • Auto/ Mobilität steht in Wettbewerb mit Konsumgütern (Telco, Electronics, Mode, …)
  • Wunsch nach individueller Mobilität nimmt zu, die Bindungs- und Zahlungsbereitschaft ab
  • Auto entwickelt sich vom Statussymbol (unflexibel) zum Mobilitätsvehikel (flexibel)

Handlungsdruck:

  • Kunden sind nicht mehr auf das Auto festgelegt, Auto ist ein Glied in der Mobilitätskette
  • Aktuelles Angebot (z.B. Car Sharing) ist noch nicht ausreichend, zu „Auto-konzentriert“

Lösung:

  • Entwicklung eines disruptiven, integrierten Geschäftsmodells für intermodale Mobilität
  • Ergänzung des Fahrzeugangebots (4 wheel) durch neue Produkte (2/3 wheel, x wheel)
  • Entwicklung verkehrsträgerunabhängige Mobilitätsdienstleistungen, Service-Champion

3. Dicke Luft bei den Herstellern: Die Rückkehr der CO2-Herausforderung

Hypothese/ Kernaussage: Zu erwartende Absatzschwäche der E-Fahrzeuge und hoher SUV-Anteil erschweren die Erfüllung der CO2-Ziele bis 2020 (insbesondere für Premiumhersteller)
Aktuelle Situation:

  • Die hochgesteckten Absatzziele für E-Fahrzeuge können bis 2020 nicht erreicht werden
  • der steigende Absatzanteil hoch motorisierter SUVs erschwert den Herstellern die Erfüllung der CO2-Ziele bis 2020 - insbesondere bei den Premiumherstellern, z.B. Audi: von Q2 bis Q9

Handlungsdruck:

  • SUVs werden in 2020 einen Absatzanteil von 35-45% (ca. 3 Mio.) erreichen
  • dieser hohe SUV-Anteil am Modellmix der Hersteller wird zu höheren Flottenemissionen
  • Hersteller haben sich zur Zieleirreichung verpflichtet, aber diese Ziele werden nicht erreicht

Lösung:

  • Anpassung des länderspezifischen Modellmix, um nationale Ziele zu erreichen
  • Anpassung der Powertrain Strategie: durchgehende Hybridisierung des SUV-Segments
  • Erhöhung des Absatzanteils alternativer Kraftstoffe

4. Next Generation Quality Management

Hypothese/ Kernaussage: Qualitätsführerschaft wird durch Qualitätsmanager erzielt, die Verantwortung übernehmen. Die Rolle des Qualitätsmanagements ist im Wandel.
Aktuelle Situation:

  • Die Qualität und Ingenieursleistungen der Automobilindustrie überzeugen rund um den Globus. Aber auch die Konkurrenz schläft nicht. In vielen Ländern holen Hersteller in Punkto Qualität auf.
  • Der Einsatz neuer Technologien wie Leichtbau und neue Antriebe bergen Restrisiken. Auch zukünftig ist mit Fahrzeugrückrufen und hohen Gewährleistungsverpflichtungen zu rechnen.

Handlungsdruck:

  • Die Verantwortung und der Schwerpunkt der Qualitätsarbeit liegen oft noch im Produktions- und Entwicklungsressort. Mit dieser Struktur lässt sich ein gewisses Fehlerniveau nicht unterschreiten.
  • Unternehmen brauchen Prozesse, bei denen Fehler erst gar nicht entstehen können. Das stellt neue Herausforderungen an die Rolle des Qualitätsmanagements, das alle Stellhebel bewegt und präventive Maßnahmen umsetzt.

Lösung:

  • Umfassendes Qualitätsmanagement entlang der gesamten Wertschöpfungskette unter Einbeziehung der Zulieferprozesse und der Serviceprozesse vor Kunde
  • Entwicklung der Rolle Qualitätsmanagement von einer reinen Dienstleistungsfunktion hin zu einem Gestalter von Unternehmensprozessen, wie es bereits in anderen Bereichen wie IT oder Personalwesen vorgelebt wird

5. Online Sales in der Automobilindustrie

Hypothese/ Kernaussage: Automobilhersteller sind derzeit noch nicht auf das geänderte Kaufverhalten der Kunden eingestellt
Aktuelle Situation:

  • >1/3 der Verbraucher halt es für sehr wahrscheinlich, einen Neuwagen im Internet zu kaufen – in China sogar fast 90%
  • Für viele Menschen ist der Kauf eines neuen Fahrzeugs heute weniger ein emotionaler Akt als vielmehr eine rationale Entscheidung

Handlungsdruck:

  • Ein Großteil der Kunden erwartetet heute den Online-Neuwagenkauf
  • Das jüngere Kundensegment will neue Kauferlebnisse jenseits des traditionellen Besuchs beim Autohändler erfahren, aber auch verschiedene Möglichkeiten der Interaktion während des Verkaufsprozesses wählen
  • Premium OEMs wollen gerade das jüngere Kundensegment gezielt für die Umsetzung ihrer Wachstumsstrategien ansprechen

Lösung:

  • Aber: es macht nach unseren Erkenntnissen keinen Sinn, dass OEMs ihr gesamtes, frei konfigurierbares Produktportfolio online anbieten. Vielmehr eignen sich bereits produzierte, vorkonfigurierte Fahrzeuge
  • Das Thema Preisvorteil soll dabei aus der Perspektive der OEMs nicht im Vordergrund stehen, vielmehr sollte der Online-Kanal durch attraktive oder limitiert verfügbare Produkte die Begehrlichkeit des Kunden wecken
  • Die berechtigten Interessen des Händlernetzes müssen durch Integration in das System bereits bestehender Verkaufskanäle und –formate berücksichtigt werden