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Energieversorger am Scheideweg
Mit der zunehmenden Dezentralisierung der Stromerzeugung durch Photovoltaik, kleine Blockheizkraftwerke oder Windkraftanlagen steigt der Bedarf nach „Smart Energy“-Lösungen, um das schwankende Stromangebot mit der Nachfrage in Einklang zu bringen. Neben den traditionellen Energieversorgungsunternehmen („EVU“) drängen vor allem Telekommunikationsunternehmen („Telko“) in diesen Zukunftsmarkt. Die großen Telko-Player haben ähnlich wie bereits viele EVU längst Smart Metering- und Smart-Home-Lösungen sowie IKT-Lösungen für das Smart Grid im Portfolio, aber auch schon BHKW-Angebote, mit denen sie den EVU unmittelbar Konkurrenz machen können. Aus diesem Grund schreitet derzeit eine Konvergenz von Telekommunikation und Energieversorgung voran: Unternehmen beider Branchen stehen nun vor der Frage, ob sie miteinander kooperieren sollten, um den neuen und smarten Energiemarkt zu erobern oder ob nur der Alleingang ein langfristig sicherer Weg für künftiges Wachstum ist?
Im Bereich der Stromerzeugung beispielsweise ist die Steuerung der schwankenden regenerativen Energien mit einem virtuellen Kraftwerk in vielen Fällen sinnvoll. Um eine solche Dienstleistung aber anbieten zu können, bedarf es neben energiewirtschaftlicher Erfahrung genau der Expertise, die traditionell in den Telekommunikationsfirmen vorhanden ist. Ähnlich verhält es sich mit dem Smart Grid, wenn es um ein ausgefeiltes Lastmanagement oder ein Demand-Response-Management geht: Auch hier müssen täglich viele Milliarden Abrechnungseinheiten in Echtzeit verarbeitet werden. Gleiches gilt für die Stromkonsumenten: Smart Homes und Smart Factories benötigen neben einer IT-Infrastruktur auch Smart Meter und diverse Machine-to-Machine-Kommunikationstechnik – Produkte und Services also, die Telekommunikationsunternehmen seit jeher anbieten.
Die Strategieberatung Arthur D. Little hat sich mit den Möglichkeiten von Energieversorgungsunternehmen und Telekommunikationsfirmen beschäftigt und mögliche Kooperationsmodelle erarbeitet: Würde ein Telko mit einem EVU kooperieren, nähme das Telko eine Enabler-Rolle ein und würde das EVU als Dienstleister in den Prozessen unterstützen. Die Vorteile: Beide Unternehmen hätten Zugriff auf die Kunden des jeweils anderen. Außerdem ließen sich die Investments in die Smart Grid Technologien (z. B. Smart Home-Plattform) teilen. Zudem könnten beide Partner Kosten sparen, indem der bestehende Kundenservice und der technische Service des Telko genutzt würden. Zudem reduziert eine Partnerschaft für beide Unternehmen das Risiko, Investitionen abschreiben zu müssen. So steckt der Markt für Smart Grid Services noch in den Kinderschuhen und die Technologien sind in diversen Bereichen noch weit von einer Standardisierung entfernt – Fehlinvestitionen sind hier vorprogrammiert.
Bauen hingegen die jeweiligen Unternehmen die Kompetenzen selbst auf, bleiben sie flexibler und können auf den sich noch entwickelnden Markt schneller reagieren – gerade auch im Hinblick auf neue Regularien. Zudem hätten sie dadurch auch die Möglichkeit, ihrem bestehenden Kundenstamm über „cross selling“ die neuen Dienstleistungen anzubieten. In einem in Richtung „Endspiel“ tendierenden Markt, in dem einige wenige dominante Player übrigbleiben, wäre ein eigenständiges Vorgehen vorteilhaft. Das Internet mit den „Over the Top Players“ wie Google oder Amazon wäre für tradierte EVU und Telkos ein Schreckensszenario, wenn ähnliches im Energiemarkt passieren würde.
„Die Kooperation nutzt zwar kurz- und mittelfristig beiden, birgt langfristig allerdings auch die Gefahr, dass keiner ein dominierendes Geschäftsmodell durchsetzen kann“, sagt Dr. Matthias von Bechtolsheim, Partner der Energy und Utilities Practice bei Arthur D. Little.
Interessierten Redakteuren steht Dr. Matthias von Bechtolsheim gern für ein Gespräch zur Verfügung. Weiterführende Informationen zu diesem Thema finden Sie in der Publikation
Telco and Utility: Friend or Foe?
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Energieversorger am Scheideweg
Mit der zunehmenden Dezentralisierung der Stromerzeugung durch Photovoltaik, kleine Blockheizkraftwerke oder Windkraftanlagen steigt der Bedarf nach „Smart Energy“-Lösungen, um das schwankende Stromangebot mit der Nachfrage in Einklang zu bringen. Neben den traditionellen Energieversorgungsunternehmen („EVU“) drängen vor allem Telekommunikationsunternehmen („Telko“) in diesen Zukunftsmarkt. Die großen Telko-Player haben ähnlich wie bereits viele EVU längst Smart Metering- und Smart-Home-Lösungen sowie IKT-Lösungen für das Smart Grid im Portfolio, aber auch schon BHKW-Angebote, mit denen sie den EVU unmittelbar Konkurrenz machen können. Aus diesem Grund schreitet derzeit eine Konvergenz von Telekommunikation und Energieversorgung voran: Unternehmen beider Branchen stehen nun vor der Frage, ob sie miteinander kooperieren sollten, um den neuen und smarten Energiemarkt zu erobern oder ob nur der Alleingang ein langfristig sicherer Weg für künftiges Wachstum ist?
Im Bereich der Stromerzeugung beispielsweise ist die Steuerung der schwankenden regenerativen Energien mit einem virtuellen Kraftwerk in vielen Fällen sinnvoll. Um eine solche Dienstleistung aber anbieten zu können, bedarf es neben energiewirtschaftlicher Erfahrung genau der Expertise, die traditionell in den Telekommunikationsfirmen vorhanden ist. Ähnlich verhält es sich mit dem Smart Grid, wenn es um ein ausgefeiltes Lastmanagement oder ein Demand-Response-Management geht: Auch hier müssen täglich viele Milliarden Abrechnungseinheiten in Echtzeit verarbeitet werden. Gleiches gilt für die Stromkonsumenten: Smart Homes und Smart Factories benötigen neben einer IT-Infrastruktur auch Smart Meter und diverse Machine-to-Machine-Kommunikationstechnik – Produkte und Services also, die Telekommunikationsunternehmen seit jeher anbieten.
Die Strategieberatung Arthur D. Little hat sich mit den Möglichkeiten von Energieversorgungsunternehmen und Telekommunikationsfirmen beschäftigt und mögliche Kooperationsmodelle erarbeitet: Würde ein Telko mit einem EVU kooperieren, nähme das Telko eine Enabler-Rolle ein und würde das EVU als Dienstleister in den Prozessen unterstützen. Die Vorteile: Beide Unternehmen hätten Zugriff auf die Kunden des jeweils anderen. Außerdem ließen sich die Investments in die Smart Grid Technologien (z. B. Smart Home-Plattform) teilen. Zudem könnten beide Partner Kosten sparen, indem der bestehende Kundenservice und der technische Service des Telko genutzt würden. Zudem reduziert eine Partnerschaft für beide Unternehmen das Risiko, Investitionen abschreiben zu müssen. So steckt der Markt für Smart Grid Services noch in den Kinderschuhen und die Technologien sind in diversen Bereichen noch weit von einer Standardisierung entfernt – Fehlinvestitionen sind hier vorprogrammiert.
Bauen hingegen die jeweiligen Unternehmen die Kompetenzen selbst auf, bleiben sie flexibler und können auf den sich noch entwickelnden Markt schneller reagieren – gerade auch im Hinblick auf neue Regularien. Zudem hätten sie dadurch auch die Möglichkeit, ihrem bestehenden Kundenstamm über „cross selling“ die neuen Dienstleistungen anzubieten. In einem in Richtung „Endspiel“ tendierenden Markt, in dem einige wenige dominante Player übrigbleiben, wäre ein eigenständiges Vorgehen vorteilhaft. Das Internet mit den „Over the Top Players“ wie Google oder Amazon wäre für tradierte EVU und Telkos ein Schreckensszenario, wenn ähnliches im Energiemarkt passieren würde.
„Die Kooperation nutzt zwar kurz- und mittelfristig beiden, birgt langfristig allerdings auch die Gefahr, dass keiner ein dominierendes Geschäftsmodell durchsetzen kann“, sagt Dr. Matthias von Bechtolsheim, Partner der Energy und Utilities Practice bei Arthur D. Little.
Interessierten Redakteuren steht Dr. Matthias von Bechtolsheim gern für ein Gespräch zur Verfügung. Weiterführende Informationen zu diesem Thema finden Sie in der Publikation
Telco and Utility: Friend or Foe?